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Annett Laube-RosenpflanzerProfessorin & Leiterin des Instituts of Data Applications and Security der BFHKinder: ja „Überlasst die Technik nicht den Jungs!“ Werdegang: Studium der Informatik an der TU Dresden, dann verschiedenen Positionen in Entwicklung, Beratung und Forschung in Deutschland, Kanada, Frankreich und der Schweiz |
Wie sind Sie in die IT-Branche gekommen?
Welches war Ihre erste Begegnung mit IT? Wann wie und warum haben Sie dann Feuer gefangen?
Als im Maschinenbau-Betrieb meines Vaters der erste PC mit CAD-Software angeschafft wurde, bekam ich die Gelegenheit, dort ein Praktikum zu machen. Ich digitalisierte manuell erstellte technische Zeichnungen, die dann per Lochband an eine CNC-Brennschneidemaschine übertragen wurden. Als ich das erste Mal gesehen habe, wie 4 parallele Schneidbrenner aus zentimeterdickem Stahl die Formen herausbrannten, die ich erstellt hatte, war mir klar, dass Informatik der richtige Weg war, meine Begeisterung für Technik in einen für mich passenden Beruf umzuwandeln.
Wie alt waren Sie da?
14
Wie alt waren Sie, als es ernst wurde und Sie sich für eine Berufslehre bzw. eine Studienrichtung entscheiden mussten?
Ich war 17, als ich mich für ein Studium entscheiden musste.
Was für alternative Berufe oder Studienrichtungen haben Sie damals ebenfalls interessiert?
Als ich kleiner war, wollte ich eher Biologie studieren, da ich Tiere sehr liebe. Aber ich hatte immer Angst, dann später in einer Hundefutterfabrik zu arbeiten, wie eine Bekannte meiner Eltern.
Als ich dann vom Informatikstudium erfuhr, das gerade neu eingeführt wurde, stand meine Entscheidung fest.
Welche Infos hatten Sie damals über die Ausbildung und die Möglichkeiten danach?
Informatik war noch recht neu und es gab nicht viele Informationen über das Studium und die beruflichen Laufbahnen danach.
Was sprach dagegen aus Ihrer damaligen Sicht?
Vorurteile, dass Technik nichts für Frauen ist, gab es früher noch viel mehr.
Wer, welche Personen, welche Umstände haben für Sie damals gegen eine Laufbahn, in der IT zu gesprochen?
Viele haben mich gefragt, ob ein Informatikstudium nicht zu schwer für mich wäre, selbst meine Mutter.
Was war letztendlich doch ausschlaggebend für Ihren Entscheid, in die IT zu gehen?
Meine Begeisterung für Technik. Ich wollte keinen typischen Frauenberuf, wie Lehrerin oder Ärztin, und auch nicht Geschichte oder Sprachen studieren.
Wer, welche Personen, haben Sie damals unterstützt?
Unterstützt haben mich hauptsächlich meine Eltern, besonders mein Vater. Selbst meine Mutter trotz ihrer Zweifel. Sie haben meiner Entscheidung vertraut und mich so gut wie möglich unterstützt.
Wie verlief Ihr Weg nach der Ausbildung bzw. nach dem Studium?
Welches waren Ihre ersten Schritte nach dem Studium?
Auf Weltreise gehen.
Wo standen Sie in Ihrer Karriere fünf Jahre nach Ende der Ausbildung/Studium?
Ich war IT Consultant im Bereich Data Warehouse bei einer grossen IT-Firma und dabei, mein Doktorat abzuschliessen.
5 Jahre nach dem Studium war ich verheiratet mit meinem Mann, den ich beim Studium kennengelernt hatte. Gemeinsam planten wir unseren späteren Umzug nach Kanada.
Hatten Sie
a) Denselben Lohn wie Ihre männlichen Kollegen?
Meistens
b) Dieselben Karrierechancen?
Ja
Wie schätzen Sie die Entscheidung für die IT rückblickend ein?
Welche Ihrer Erwartungen wurden erfüllt?
Eigentlich alle. In meiner Karriere habe ich viele Seiten der IT gesehen und ausprobiert.
Was freut Sie am meisten an ihrer aktuellen beruflichen Situation?
Zum einen, dass ich meine Begeisterung für die Informatik an meine Studenten und Studentinnen weitergeben kann. Zum anderen, dass ich sehr viel Freiheiten in der Forschung habe, mich mit Themen zu beschäftigen, die ich auch gesellschaftlich für wichtig halte, z.B. Schutz der Privatsphäre.
Welche Ihrer Erwartungen wurden nicht erfüllt?
Keine
Würden Sie denselben Entscheid nochmals treffen?
Ja
Was bereuen oder kritisieren Sie?
Ich würde mir gern mehr Kolleginnen wünschen.
Wie wäre/würde Ihre Laufbahn anders verlaufen, wenn Sie ein Mann wären?
Ich glaube nicht.
Was würden Sie anders machen, und wie genau, wenn Sie könnten?
Nichts
Hätten Sie einen Zauberstab, was würden Sie sich wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass jedes Mädchen und jeder Junge angeregt wird, eigene Ziele zu entwickeln und die Möglichkeit bekommt, diese dann auch zu erreichen.
Was raten Sie Ihrer Tochter?
Welche Ratschläge würden Sie ihrer 15-jährigen Tochter mit auf den Weg geben, wenn sie gern in die IT gehen möchte?
IT wird in der Zukunft in immer mehr Teile des Lebens vordringen. Daher gibt es fast unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten. IT ist damit eine sichere Wahl, wenn man sich für Technik interessiert.
Was ist für Sie in beruflicher Hinsicht wichtig im Leben?
Im beruflichen Umfeld verbringt man einen grossen Teil seines Lebens. Daher ist es wichtig, dass man auch Spass und Erfüllung dabei hat.
Worauf müsste eine junge Frau, die im Jahr 2061 pensioniert wird, bei der Gestaltung ihre Laufbahn achten?
Die Ausbildung ist nie abgeschlossen. Man muss immer schauen, welche neue Möglichkeiten es gibt und jederzeit bereit sein, etwas Neues auszuprobieren und zu lernen.