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Priska AltorferGeschäftsführerin und UnternehmerinAlter: 54
Werdegang: Beginn als Import/Export Angestellte am Flughafen Zürich. Wechsel in den internationalen Rohstoffhandel. Positionen als Händlerin in unterschiedlichen Bereichen (Mineralöl, Stahl und Rohbaumwolle) und Aufenthalte in verschiedenen Ländern wie USA/Brasillien/Ägypten/Taiwan. Wechsel in die Informatik und Gründung des eigenen Unternehmens nach der Geburt der ersten Tochter |
Wie sind Sie in die IT-Branche gekommen?
Welches war Ihre erste Begegnung mit IT? Wann wie und warum haben Sie dann Feuer gefangen?
Ich verbrachte 1984 ein Austauschjahr als AFS Schülerin in den USA. In der Highschool habe ich ein Jahr Basic-Programmieren gehabt. Mir hat Programmieren sehr gut gefallen – aber als ich zurück kam, gab es bei uns am Gymi leider keine Möglichkeit, das weiter zu verfolgen. An der ganzen Kantonsschule haben wir zwei Computer gehabt.
Wie alt waren Sie da?
17 Jahre
Wie alt waren Sie, als es ernst wurde und Sie sich für eine Berufslehre bzw. eine Studienrichtung entscheiden mussten?
Ich habe eine Handelsmittelschule gemacht, damit ich ins Ausland gehen konnte. Dafür musste ich mich als 15-Jährige entscheiden.
Was für alternative Berufe oder Studienrichtungen haben Sie damals ebenfalls interessiert?
Finanziell konnte ich mir kein Studium leisten – also habe ich mich auf meinen Traum, im internationalen Gebiet zu arbeiten, konzentriert. Technologie hat mich immer begleitet – auch als Händlerin (einzige Frau) durfte oder musste ich die IT Projekte begleiten.
Welche Infos hatten Sie damals über die Ausbildung und die Möglichkeiten danach?
Informatik wurde mir nie angeboten – es waren die klassischen Ausbildungswege wie KV/Lehrerin/etc.
Was sprach dagegen aus Ihrer damaligen Sicht?
IT gab es an unserer Schule nicht.
Wer, welche Personen, welche Umstände haben für Sie damals gegen eine Laufbahn, in der IT zu gesprochen?
Es gab keine Ausbildungsmöglichkeiten in der Schweiz.
Was war letztendlich doch ausschlaggebend für Ihren Entscheid, in die IT zu gehen?
Mein naiver Glauben, dass die IT eine junge, dynamische Branche sei, bei der ich mich auch als berufstätige Mutter voll engagieren kann.
Wer, welche Personen, haben Sie damals unterstützt?
Das waren mehrheitlich Kollegen, die mir geraten haben, in diesen Bereich zu wechseln. Da ich die IT ja schon seit meiner Schulzeit in den USA kannte, habe ich keine Zweifel daran gehabt, hier nicht Fuss fassen zu können. Die Widerstände waren nicht, dass ich als Frau in der IT arbeitete, sondern als Mutter 100% berufstätig war.
Wie verlief Ihr Weg nach der Ausbildung bzw. nach dem Studium?
Welches waren Ihre ersten Schritte nach dem Studium?
Ich bin direkt in einen Job eingestiegen.
Wo standen Sie in Ihrer Karriere fünf Jahre nach Ende der Ausbildung/Studium?
Ich war internationale Rohstoffhändlerin (einzige Frau) und fühlte mich pudelwohl in meiner Arbeit. Privat war ich unabhängig.
Hatten Sie
a) Denselben Lohn wie Ihre männlichen Kollegen?
Nein
b) Dieselben Karrierechancen?
a. Als Baumwollhändlerin hatte ich sehr gute Mentoren gehabt, die mich gefördert hatten. Es waren alles Ausländer und es ging mir als Frau meist auch viel besser, wenn ich im Ausland gearbeitet habe, da dort der Frauenanteil viel höher war als in der Schweiz.
b. In der Informatik in der Schweiz musste ich oft gegen Vorurteile ankämpfen. Wenn man nicht die gleiche Sprache spricht wie die männlichen Kollegen, war es oft nicht einfach. Trotzdem möchte ich sagen, dass man gute Karrierechancen in der IT hat – weil man als Frau raussticht – weil es so wenige gibt.
Wie schätzen Sie die Entscheidung für die IT rückblickend ein?
Welche Ihrer Erwartungen wurden erfüllt?
Ja
Was freut Sie am meisten an ihrer aktuellen beruflichen Situation?
a. Flexibilität
b. Unabhängigkeit
c. Dynamik der Branche (man bleibt nie stehen)
Welche Ihrer Erwartungen wurden nicht erfüllt?
Vereinbarkeit von Familie und Beruf – da kann die IT nichts dafür – das ist ein gesellschaftliches Thema.
Würden Sie denselben Entscheid nochmals treffen?
Ich würde viel früher in die IT wechseln.
Was bereuen oder kritisieren Sie?
Dass IT an den Schulen in der Schweiz erst so viel später aufgenommen wurde.
Wie wäre/würde Ihre Laufbahn anders verlaufen, wenn Sie ein Mann wären?
Ja auf jeden Fall
Was würden Sie anders machen, und wie genau, wenn Sie könnten?
Nichts
Hätten Sie einen Zauberstab, was würden Sie sich wünschen?
Mehr Offenheit und Anerkennung, wenn man Sachen anders macht als andere.
Was raten Sie Ihrer Tochter?
Welche Ratschläge würden Sie ihrer 15-jährigen Tochter mit auf den Weg geben, wenn sie gern in die IT gehen möchte?
Sie soll die ganze Spannbreite der IT kennen lernen und IT nicht als Silo sondern in Kombination mit anderen Bereichen (Biologie/Technologie…) anschauen.
Was ist für Sie in beruflicher Hinsicht wichtig im Leben?
Spannende Aufgaben und finanzieller Erfolg
Worauf müsste eine junge Frau, die im Jahr 2061 pensioniert wird, bei der Gestaltung ihre Laufbahn achten?
Sie soll ihr Leben JETZT und HIER leben, die ganze Energie und Freude in ihr Schaffen stecken.