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IT Feuer – Susanne Wenger

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Susanne Wenger
 

Susanne Wenger

IT Consultant bei CSI Consulting AG

Jahrgang: 1979

„Sei unvoreingenommen und neugierig.“

Werdegang: Math.-Nat. Gymnasium Neufeld, Informatik-Studium Universität Bern, MBA Open University

 

Wie sind Sie in die IT-Branche gekommen?

Welches war Ihre erste Begegnung mit IT?   Wann wie und warum haben Sie dann Feuer gefangen?
Da mein Vater Informatiker gewesen ist, hatten wir bereits während meiner Kindheit einen ersten Computer zu Hause – und den auch rege zum Spielen genutzt. Im Gymnasium kam dann erster Programmierunterricht hinzu. Aber erst als ich mich im Rahmen meines Noch-Nebenfaches vertieft mit unterschiedlichen Informatik-Bereichen befasst habe, wusste ich, dass dies die richtige Richtung für mich ist: meine Passion fürs Knobeln an Problemen, den Transfer der Theorie in praktische Anwendungen und auch die Unterstützung und Inspiration durch meine StudienkollegInnen.

Wie alt waren Sie da?
Als ich meine Leidenschaft fürs Programmieren entdeckte war ich ca. 20 Jahre alt. Da konnte ich zum ersten Mal im Rahmen eines Software-Engineering-Praktikums echte Probleme lösen.

Wie alt waren Sie, als es ernst wurde und Sie sich für eine Berufslehre bzw. eine Studienrichtung entscheiden mussten?
Für eine Studienrichtung mussten wir uns nach der Matura, d.h. Ende Gymnasium mit 20 entscheiden. Das Studium bestand damals aus einem Hauptfach und zwei kleineren Nebenfächer, wobei im ersten Jahr der Umfang von Haupt- und Nebenfach noch gleich war. Ich wählte zuerst „mathematische Statistik“ als Hauptfach mit den zwei Nebenfächern Informatik und Mathematik. Nach einem Jahr konnte ich dann aufs Hauptfach Informatik wechseln, ohne ein Studienjahr verloren zu haben.

Was für alternative Berufe oder Studienrichtungen haben Sie damals ebenfalls interessiert?
Mir war es wichtig, dass ich irgendwie eine praktische Anwendung meines Wahlfaches sehen konnte – und dass es was mit Problemlösung und Logik zu tun hatte. Zudem war mir klar, dass es etwas aus einem naturwissenschaftlichen Bereich sein sollte, da dies mir am meisten lag. Meine Wahl fiel dann auf «mathematische Statistik», wobei ich auch Mathematik und Physik in Erwägung gezogen habe. Wir hatten im Gymnasium im Vertiefungsfach Mathematik eine statistische Herausforderung zu einem Schachspiel. Lustigerweise haben auch zwei weitere Kollegen aus diesem gemeinsamen Vertiefungsfach unabhängig voneinander dieses Studium gewählt.

Welche Infos hatten Sie damals über die Ausbildung und die Möglichkeiten danach?
Ich ging in verschiedene Vorlesungen in naturwissenschaftlichen Bereich schnuppern und hatte auch Kontakt zur Kontaktperson für Studieninteressenten der Studierendenschaft der Universität Bern. Zudem gab es ein Büchlein zu den verschiedenen Studienrichtungen, wo die Informationen zum Studieninhalt zusammengestellt waren. Trotzdem war es für mich immer noch recht unkonkret, was aus mir werden soll.

Was sprach dagegen aus Ihrer damaligen Sicht?
Ich bezweifle, dass ich Informatik als Studienrichtung überhaupt in Erwägung gezogen hätte, wenn es nicht zuerst mein Nebenfach gewesen wäre. Einen konkreten Grund dazu gab es eigentlich nicht. Vielleicht weil ich mich nicht als Teil von Informatikerinnen und Informatikern sah. Als Nebenfach erschien es mir jedoch eine gute Ergänzung.

Wer, welche Personen, welche Umstände haben für Sie damals gegen eine Laufbahn, in der IT zu gesprochen?
Es hat nichts dagegen gesprochen. Klar gab es Bemerkungen, was ich mit einem Studium anfangen soll. Es war auch die Zeit der Dotcom-Blase und manche Informatiker wurden entlassen. Aber eigentlich war der Widerstand vor allem grundsätzlich gegen ein Studium gerichtet und nicht gegen meine Studienwahl. Meine Eltern und meine Freundinnen haben meine Wahl nie angezweifelt und mich unterstützt. Auch meine Bemühung, während des Studiums zu arbeiten und praktische Erfahrungen zu sammeln, haben mich in der Wahl bestärkt.

Was war letztendlich doch ausschlaggebend für Ihren Entscheid, in die IT zu gehen?
Für mich war ausschlaggebend, dass ich gute Erfahrungen gesammelt habe, das Fach spannend fand, mich im Umfeld wohl fühlte – kurzum, es einfach für mich gepasst hat.

Wer, welche Personen, haben Sie damals unterstützt?
Während meiner gesamten Laufbahn gab es immer wieder Personen, welche mich unterstützt haben. Dies geschah eigentlich nie durch Ratschläge, sondern meistens in Gesprächen über irgendwelche Themen oder indem ich sah, wie sie für ihre Tätigkeit brennen – quasi als Inspiration. Im Nachhinein waren selbst Leute, die mich häufig kritisiert haben, eine Bereicherung und auch ein Anstubser. Diese sagen nämlich auch unangenehme Wahrheiten. Ein Nachteil im Berufsleben ist nämlich, dass es keine “objektiven” Noten mehr gibt. Es werden schon Jahresziele vereinbart und auch Feedback-Gespräche geführt, dennoch sind diese manchmal mehr ein Ausdruck der subjektive Beziehungsqualität und können recht wenig mit dir und deiner Leistung zu tun haben.

Wie verlief Ihr Weg nach der Ausbildung bzw. nach dem Studium?

Welches waren Ihre ersten Schritte nach dem Studium?
Ich hatte während meines Studiums in verschiedenen Rollen (Datenaufbereitung, Automatisierung von Systemtasks, Hilfs-Assistenz für Vorlesungen, Architektur, Software-Entwicklung) gearbeitet und konnte mein Teilzeitpensum als Plattform-Architektin übergangslos zu einer Vollzeitstelle umwandeln. Durch einen Kollegen erhielt ich später die Möglichkeit, meine Leidenschaft für die Software-Entwicklung auszuleben.

Wo standen Sie in Ihrer Karriere fünf Jahre nach Ende der Ausbildung/Studium?
Nach einigen Jahren im Job und einer 8-monatigen Fahrrad-Tour durch die Atacama-Wüste fand ich, dass dies mir zu wenig Einflussmöglichkeit bietet und man in dieser Rolle zu wenig bewegen kann. Als Übergangslösung ergänzte ich daher die Programmiertätigkeit mit einem Scrum-Master-Anteil. Ein ehemaliger Chef konnte mich dann für die Unternehmensarchitektur gewinnen. Und nach weiteren Jahren war für mich klar, dass ich vor allem den Anteil mit der Projektarbeit mag. Heute arbeite ich bei der CSI Consulting AG als IT-Beraterin und kann hier mein ganzes Spektrum an Wissen einbringen und lerne trotzdem noch dazu. In der Projektarbeit finde ich immer wieder neue spannende Themen und kann zusammen mit verschiedenen Disziplinen Lösungen suchen.

Hatten Sie
a) Denselben Lohn wie Ihre männlichen Kollegen?
b) Dieselben Karrierechancen?
Wenn ich einen Job angenommen habe, hat mich der inhaltliche Aspekt interessiert. Vor allem während des Studiums und am Anfang war ich damit auch häufig mit Abstand die jüngste und unerfahrenste. Damit kam auch die Möglichkeit, Neues zu sehen und mir einen breiten Erfahrungsschatz anzueignen. Irgendwann kam bisher immer ein Punkt, wo ich eine Weiterentwicklung machen wollte und diese habe ich mir dann auch jeweils ermöglicht. Inzwischen habe ich konkretere Vorstellungen, auch bezüglich Lohn. Dies da ich mich mit einigen KollegInnen über die Löhne und Jobperspektiven austausche. Die Lohnfrage polarisiert: Für die einen ist es eine Frage des Verhandlungsgeschicks, für andere ist es ein Ausdruck für Wertschätzung und Fairness im Unternehmen.
Falls man bei gleicher Leistung, Erfahrung und Einsatz weniger als andere Personen im Team verdient, sollte man sich meiner Meinung nach überlegen, ob man sich darauf verlassen will, dass man unterstützt wird, Rückhalt hat und gefördert wird.

Wie schätzen Sie die Entscheidung für die IT rückblickend ein?

Welche Ihrer Erwartungen wurden erfüllt?
Ich hatte keine konkreten Erwartungen. Was mir wichtig war, dass ich einen Beitrag leisten kann und Lösungen suchen kann.

Was freut Sie am meisten an ihrer aktuellen beruflichen Situation?
Mein Arbeitgeber ermöglicht mir in meiner Tätigkeit als Beraterin, sehr viele Perspektiven einzunehmen:
– Der Transfer von der Theorie in die Praxis
– Die Entwicklung von realistischen Zielbildern und Visionen
– Die Suche von Lösungen zu komplexen Problemen
– Die Arbeit in interdisziplinären Teams mit Einblick in die unterschiedlichsten Arbeitsbereiche
– Die Unabhängigkeit und Freiheit in der Arbeitsgestaltung

Welche Ihrer Erwartungen wurden nicht erfüllt?
Ich hatte immer Angst, eingeschränkt zu werden und mich mein ganzes Leben lang nur noch um ein Thema kümmern zu müssen. Glücklicherweise ist die IT ja so breit – es ist nicht nur Technik. In jeder Rolle konnte ich mich weiterentwickeln, jedes Unternehmen war anders – sei es Grösse, Branche, Kultur, Thema, …

Würden Sie denselben Entscheid nochmals treffen?
Ja sicher, unter den gleichen Voraussetzungen und in der heutigen Schweiz sehe ich keinen Grund, wieso ich mich anders entscheiden sollte. Mit der Studienwahl ist ja nicht schon alles fixiert gewesen, sondern dies ist ja eher als erster Schritt zu sehen.

Was bereuen oder kritisieren Sie?
Jeder macht mal Fehler: ich, Führungskräfte und KollegInnen. Ich wünschte mir, dass hier mehr Toleranz herrscht und dass die Kultur es ermöglicht, daraus zu lernen. Zudem hätte ich eigentlich auch gewiesse Entscheidungen schneller treffen können und habe mir zu lange zu viele Gedanken gemacht.

Wie wäre/würde Ihre Laufbahn anders verlaufen, wenn Sie ein Mann wären?
Mein Geschlecht war jedenfalls nicht explizit ein Faktor für mich. Eine unterbewusste Prägung kann ich jedoch nicht ausschliessen.

Was würden Sie anders machen, und wie genau, wenn Sie könnten?
Nichts, der Entscheid ist Teil meiner Entwicklung zum jetzigen Ich. Dazu gehört auch der eingeschlagene Weg und selbst schwierigere Momente. Ich bin grundsätzlich zufrieden mit meinem Werdegang. Ich kann mich mit meiner Tätigkeit verwirklichen und bin unabhängig.

Hätten Sie einen Zauberstab, was würden Sie sich wünschen?
Diversität betrifft nicht nur den Frauenanteil, sondern sollte viel umfassender betrachtet werden. Abgesehen von den klassischen Diskriminierungsfaktoren gehören da genauso Persönlichkeitsprofile, Verhalten, Werte, Denkarten, gewählter Lebensentwurf und weitere Faktoren dazu. Dabei kann Diversität durchaus anspruchsvoller sein, mit entsprechender Offenheit ist dies jedoch durchaus eine Bereicherung. Ich wünschte mir daher mehr Toleranz in allen Bereichen des Lebens und mehr respektvollen Umgang mit seinen Mitmenschen.

Was raten Sie Ihrer Tochter?

Welche Ratschläge würden Sie ihrer 15-jährigen Tochter mit auf den Weg geben, wenn sie gern in die IT gehen möchte?
Wenn IT für dich stimmt, dann verfolge den Weg und schau, wo er dich hinbringt. In «der» IT findet sich für jeden was: unterschiedliche Tätigkeitsgebiete, unterschiedliche Personen, unterschiedliche Umfelder/Kulturen. Je nach konkreter Wahl kann es sehr verschieden sein, wie viel man mit Menschen arbeitet, wie stark man mit Technik Kontakt hat, wie kreativ oder exakt man sein kann. Auch die Werdegänge unterscheiden sich stark: meine jüngere Schwester arbeitet nach einer Informatik-Lehre mit Richtung Sytemtechnik heute im Operating, wo sie die Serverinfrastruktur weiterentwickelt und den Betrieb sicherstellt.

Was ist für Sie in beruflicher Hinsicht wichtig im Leben?
Erkenne deinen Wert und den Beitrag deiner Arbeit. Es wird sich immer jemand an dir, deiner Arbeitsweise oder deinem Arbeitsresultat stören – sonst hast du nicht gearbeitet. Hauptsache du kannst sagen, dass du dein Bestes gegeben hast und dass es für dich stimmt. Ich mache meine Aufgaben so, dass sie möglichst einen hohen Mehrwert bringen und das Gesamtbild unterstützen. Falls ich mal was nicht befürworte und trotzdem unterstützen soll, versuche ich die Gründe dahinter zu verstehen. Zudem bleibe ich mir selbst treu und stehe zu mir.

Worauf müsste eine junge Frau, die im Jahr 2061 pensioniert wird, bei der Gestaltung ihre Laufbahn achten?
Genau genommen ist man sich selbst seine grösste Unterstützung. Insbesondere in Momenten, wo ich das Gefühl hatte, unsicher zu sein, konnte ich mich auf mich verlassen: sei es dass ich es nochmals versucht habe, sei es dass ich in Durststrecken auch durchgehalten habe, sei es dass ich jemanden um Hilfe gebeten habe, sei es dass ich mein Bestes gegeben habe, sei es dass ich mich für das «Richtige» engagiert habe. Das Gefühl für den eigenen Selbswert ist existentiell – egal was die anderen sagen, denken oder tun. Finde heraus, wer du bist und was du sein möchtest. Versuche die Erwartungen anderer nicht mit deinen eigenen Wünschen zu verwechseln. Und bleibe offen. Du kannst und darfst dich verändern und auch dein Umfeld wird sich verändern. Und es ist ok, nicht das zu tun, was die anderen tun.

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Susanne Wenger

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