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Was Tulpen und Kryptowährungen gemeinsam ist

Erst kürzlich erreichte der Wert des Bitcoins einmal mehr ein kurzfristiges Hoch. Die junge Geschichte des Bitcoins ist gezeichnet von heftigen Fluktuationen. Nennenswert ist, dass die Kryptowährung seit ihrer Gründung vor etwa zehn Jahren trotz der Fluktuationen eine beeindruckende Wertsteigerung durchgemacht hat. Der erste registrierte Wert der Währung war 0.003$ im März 2010. Am 17. Dezember 2017 stieg der Preis zum bis jetzt höchsten Punkt auf 19’783.06 $ (https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_bitcoin) und momentan, das heisst im August 2019 pendelt er um 10’000$.

Die Funktionsweise von Kryptowährungen und wie diese Neuheit unser Leben potentiell verändern kann, fasziniert und führt zu viel Spekulationen. Eine Künstlerin welche sich in ihren Arbeiten mit der Spekulation von Kryptowährungen befasst ist Anna Ridler.

Anna Ridler thematisiert mit ihren Arbeiten die Kryptowährung im Allgemeinen und beschäftigt sich mit den Phänomenen die sie mit sich bringen, wie beispielsweise den Spekulationen im virtuellen Raum. Eine ihrer Arbeiten, «Bloemenveiling», zieht parallelen zwischen der Tulpenmanie in den Niederlanden im 17. Jahrhundert und den Vorgängen rund um Kryptowährungen heute. Die britische Künstlerin und Forscherin studierte an der Oxford University, dem Royal College of Art und der University of Arts London. Ihr Interesse liegt vor allem in der Datensammlung und deren Verarbeitung mit maschinellem Lernen. Daraus erstellt sie unter Anderem Zeichnungen und Malereien und auf diese Weise verbindet sie die verschiedenen Themenbereiche miteinander.

Flower ImageDie Tulpenmanie, welche in den 1630er Jahren in den Niederlanden stattfand, wird oft als die erste spekulative Blase bezeichnet. Für besonders spektakuläre Tulpenzwiebeln wurde bis zum zehnfachen eines Jahresgehalts eines Handwerkers geboten (https://en.wikipedia.org/wiki/Tulip_mania). Die beliebtesten Tulpen waren solche mit weissen oder gelblichen Streifen auf den Blütenblättern. Diese waren mit dem Mosaik-Virus befallen, wie später herausgefunden wurde. Anna Ridlers Arbeit «Mosaic Virus» ist eine der beiden Arbeiten, welche Parallelen zwischen der Tulpenmanie und dem Krypto-Craze zieht. Dabei wird die virtuelle Tulpe als aktualisierte Version eines niederländischen Stillebens gezeigt, welche ihre Zeichnung je nach Bitcoinpreis ändert. Je höher der Preis eines Bitcoins, je stärker wird die Tulpe vom Mosaikvirus gezeichnet.

Im Februar 1637 platzte die Tulpenblase. Glücklicherweise folgte darauf keine wirkliche Wirtschaftskrise und die holländische Prosperität erlitt keinen Schaden. Vermutlich wäre es bei der Bitcoinblase ähnlich, denn auch dieses Phänomen hat im wirtschaftlichen Alltag noch keinen bedeutenden Einfluss.

Tulpen sind Pflanzen und halten gerade als Schnittblumen nicht ewig. Bereits nach kurzer und absehbarer Zeit ist ihre Schönheit und damit auch ihr Wert verpufft. Bei Kryptowährungen könnte das gleiche passieren, jedoch ist ihre Haltbarkeit unbekannt. Klassische Währungen haben zwar wie der Bitcoin keinen realen Gegenwert, aber dafür eine gewisse Stabilität. Sie sind gebunden an ein Land und dessen Wirtschaftsleistung. Entsprechend sind sie auch ein Spiegel des Wohlstandes eines Landes und dieser verändert sich meist eher träge. Hingegen ist der Gegenwert bei einem Bitcoin einzig die Arbeit, die investiert wurde um ihn zu minen. Und der Preis des Bitcoins hängt einzig und alleine von der Anzahl Personen ab, die bereit sind, reales Geld zu investieren um mit dieser Währung zu spielen. Ein Spiel, das herausfordert, nicht der Masse zu folgen und zu verkaufen respektive zu kaufen, wenn es alle machen. Bezeichnenderweise gibt es sogar einen Begriff dafür, Hodl, der genau dieses Verhalten beschreibt.

Durch menschliches Verlangen angetrieben fluktuieren die Preise für Kryptowährungen ständig und sehr stark. Sie sind begehrt solange sie Reichtum versprechen und ängstigen, wenn der Preis fällt. Im Gegensatz zu den Tulpen, deren Preis lediglich stieg bis er einmalig und endgültig platzte, ist es heute möglich, sich mit genau diesen unsicheren Wechseln zu bereichern.

Tulpen wie auch Kryptowährungen waren und sind Statussymbole, lediglich kann virtuelles Geld leider kein visuelles oder anderweitig sinnliches Vergnügen bereiten – solange es nicht eingetauscht wird, beispielsweise durch das Ersteigern eines Videos einer virtuellen Tulpe von Anna Ridler aus ihrer Arbeit «Bloemenveiling», mit Ethereum versteht sich. Genau wie bei Kryptowährungen besteht in dieser Arbeit von Anna Ridler eine künstliche Knappheit, denn es werden nur einhundert durch AI erstellte Videos von Tulpen versteigert. Falls man der oder die glückliche Gewinner*in einer Auktion ist, kann das Video der Tulpe angefordert und im Browser angeschaut werden, eine Woche lang. Nach einer Woche ist die Tulpe beschmutzt und das bewegte Bildstück ist für immer unzugänglich und kann von seinem oder seiner Besitzer*in nicht mehr gesehen werden. Auf diese Weise führt die Künstlerin radikal den Verfall und die Vergänglichkeit der natürlichen Welt wieder in die digitale Welt ein.

Anna Ridler hat für Ihre Arbeiten das Potential und den Nutzen von Kryptowährungen erkannt. Doch sehen auch Personen ohne Vorwissen, was diese Währung mit sich bringt? Während dem letzten Hype vor ein paar Jahren kursierten Geschichten wie zum Beispiel diejenige von Long Island Iced Tea Corp. welche sich zu Long Blockchain Corp. umbenannte und den Aktienwert somit um ein zig-faches steigerte. Relativ gross ist die Gefahr, dass Leute ohne Kenntnis der Materie und ohne Fachwissen in «Mist» investieren. Ein Fall, der dies wunderbar illustriert, sind die Ponzi Coins. Ein «ponzi scheme» ist ein Schneeballsystem. Der Name gibt also schon genug Hinweise darauf, dass es sich um ein Betrugssystem handelt könnte. Dennoch waren etliche Leute blind und investierten in die Ponzi Coins. Heute steht auf der Website, dass es nur eine «Performance» war, alle Contracts aufgelöst wurden und somit niemand um sein oder ihr Geld betrogen wurde.

Welchen Stellenwert Kryptowährungen in der Zukunft haben ist ungewiss. Doch klar ist, dass die Währung als Idee wertvoll ist, insofern dass sie Teile unseres Wirtschaftssystems fundamental in Frage stellt. Damit Währungen, so wie sie jetzt existieren funktionieren, ist es wichtig, dass ein Land den Banken, insbesondere der Nationalbank, vertraut. Transaktionen mit der Währung funktionieren nur, wenn die Gewissheit da ist dass die Transaktionen genau so abgewickelt werden, wie sie in Auftrag gegeben wurden. Im Gegensatz dazu setzen Bitcoins und andere Kryptowährungen nicht voraus, dass eine solche Instanz existiert. Durch die Contracts jede Person selber verifizieren, dass die Transaktionen auch wirklich stattgefunden haben.

Genau wie die Kryptowährungen unser Verständnis von Geldsystemen in Frage stellen, stellen auch Anna Ridlers Tulpen unser Verständnis von Bildender Kunst in Frage. Wir sind uns gewohnt, dass mit dem Kauf einer künstlerischen Arbeit diese auf unbestimmte Zeit in unseren Besitz übergeht und idealerweise über die Zeit hinweg wertvoller wird – jedoch erwarten wir nicht, dass sie einfach verschwindet. Anna Ridlers Tulpen tun aber genau das – sie sind nach einer Woche verloren und für den Rest der Zeit unzugänglich.

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