Einige Google-MitarbeiterInnen wurden genau mit dieser Fragen konfrontiert. Im Rahmen des Pentagon-Projektes Maven wurde Googles KI-Technologie für die Analyse von Drohnenaufnahmen verwendet. Google-IngenieurInnen haben Googles Rolle im Drohnenkrieg in Frage gestellt, und einige Angestellte haben Google verlassen aus Protest gegen das Pentagon-Projekt. Inzwischen hat Google bekanntgegeben, dass es keine Verlängerung des Projektes anstrebt.
Angestellte anderer Technologiefirmen haben ähnliche Projekte ihrer Firmen kritisiert und ihre Firmenleitungen aufgefordert, ihre Technologie den Regierungsbehörden nicht zur Verfügung zu stellen. Amazon-MitarbeiterInnen haben den Amazon-Chef Jeff Bezos aufgefordert, den US-Behörden nicht länger Amazons Gesichtserkennungs-Software zu verkaufen. Grund ist die Ablehnung der aktuellen Flüchtlingspolitik der US-Regierung, wie sie insbesondere von DHS (Department of Homeland Security) und ICE (Immigration and Customs Enforcement) umgesetzt wird. Die Amazon-Angestellten verlangten ausserdem, dass Amazon das Hosting von Palantir beendet (eine Firma, deren Technologie insbesondere von Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten eingesetzt wird).
Microsoft-Angestellte haben in einem öffentlichen Brief ihre Firma zur Beendigung der Zusammenarbeit mit ICE aufgefordert. “Als die Personen, die die Technologie bauen, mit der Microsoft Geld verdient, wollen wir uns nicht mitschuldig machen” (“As the people who build the technologies that Microsoft profits from, we refuse to be complicit”) schreiben sie in ihrem Brief. In einem anderen öffentlichen Brief betonen Microsoft-Angestellte ihre Ablehnung der Entscheidung von Microsoft, für das 10 Milliarden schwere Jedi-Projekt des Verteidigungsministeriums zu bieten, in dem Cloud-Technologie für das Ministerium gebaut werden soll. In diesem Brief heisst es, dass “viele Microsoft-MitarbeiterInnen nicht wollen, dass ihre Systeme für die Kriegsführung eingesetzt werden” (“many Microsoft employees don’t believe that what we build should be used for waging war”).
Bei Salesforce haben MitarbeiterInnen eine Petition unterzeichnet, in der sie gegen einen Vertrag mit dem US-Grenzschutz (US Customs and Border Protection, CBP) protestieren: “Die inhumane Trennung von Kindern von ihren Eltern an den Grenzen widerspricht unseren Werten. Salesforce sollte die Zusammenarbeit mit CBP hinterfragen und sich gegen ihre Methoden aussprechen” (“Given the inhumane separation of children from their parents currently taking place at the border, we believe that our core value of Equality is at stake and that Salesforce should reexamine our contractual relationship with CBP and speak out against its practices”).
Die jüngste Ethikdiskussion fand wiederum bei Google statt. Nachdem Googles Pläne für eine zensierte Suchmaschine für den chinesischen Markt publik wurden, regte sich Widerstand und einige Angestellte verliessen die Firma aus Protest. Gemäss einem zirkulierenden Brief verstösst das Dragonfly-Projekt (so der Codename für die Suchmaschine) gegen Googles Ethikrichtlinien, nach denen der Einsatz künstlicher Intelligenz nicht die Prinzipien des internationalen Rechts und der Menschenrechte verletzen soll (“that the Dragonfly initiative violates an internal Google artificial intelligence ethical code, which says that the company will not build or deploy technologies whose purpose contravenes widely accepted principles of international law and human rights”).
Der Artikel erwähnt, dass viele Google-MitarbeiterInnen ACM-Mitglieder sind und einige von ihnen gegen das Dragonfly-Projekt sind, weil es gegen die ACM-Richtlinien vestösst .